Schlaflos - Christian Genzel

Samstag, 31. Mai 2008, 20 Uhr

Drama
Länge: 39min 00sec
Originalformat:
Regie: Christian Genzel
Produzent: Christian Genzel
Produktionsjahr: 2006
Drehbuch: Christian Genzel
Darsteller: Max Simonischek, Stefan Murr, Jean-Luc Julien, Anika Julien, Anna Fin, Birgit Salkin, Sandra Jozipovic
Kamera: Hans Christian Haslecker
Ton: Ralf Schreier
Musik: Christoph Schwarz

Inhalt:
Um die Trennung von seiner Freundin zu verkraften, beschließt Ben, drastische Maßnahmen zu ergreifen: Er wird anfangen zu rauchen. Er wird sich in sein Auto setzen und ziellos in die Nacht fahren. Und er wird nie wieder schlafen. Bei einem Zwischenstop in einem Fast-Food-Lokal aber drohen Bens Pläne zu scheitern: Peter, ein Musiker, will nach Salzburg, um dort in einem Lokal spielen zu können. Peters Offenheit und Lebensfreude stellen Bens Verdrängungsmechanismen schon bald auf die Probe...

Warum gescheitert:
Ist "Schlaflos" gescheitert? Das ist eine Frage, die gar nicht so leicht zu beantworten ist, weil ein einfaches "ja" so etwas wie ein resigniertes Resumee unter einen Film setzt, in den ich beinahe zwei Jahre meines Lebens investiert habe. Aber natürlich ist er auf mancherlei Art und Weise gescheitert: Die Resonanz jenseits der Premiere war bei weitem nicht so groß, wie ich sie mir erhofft hatte. Aufgrund der ungewöhnlichen Länge ? 39 Minuten ? fällt der Film schon rein formell bei vielen Festivals aus dem Rahmen, weil er entweder zu kurz oder zu lang ist (wo doch in Wahrheit eine Geschichte immer genau so lang ist wie notwendig).

Aber auch bei solchen Festivals, wo er den formellen Kriterien entsprach, fiel er oft aus dem Rahmen: Der Film hat ein ruhiges Tempo, keine schnellen Schnitte, keine technischen Tricks, und er erzählt eigentlich eine ganz alltägliche Geschichte ? und damit lenkt er nicht marktschreierisch Aufmerksamkeit auf sich. Ich glaube nicht, dass eine Art des Geschichtenerzählens besser ist als die andere ? ich glaube nur, jede Art von Geschichte braucht ihre eigene Erzählweise, und die leisen Geschichten gehen gegen die lauten eben manchmal unter. Natürlich beschäftigt sich der Film aber auch inhaltlich mit dem Scheitern ? immerhin geht es um eine gescheiterte Beziehung, die mit einer unpersönlichen Nachricht beendet wird.

Aus seiner Verwirrung heraus entwickelt der Protagonist drei Vorhaben, die ihm helfen sollen, mit der Situation umzugehen: Natürlich allesamt unvernünftige Vorsätze, an denen er auch der Reihe nach scheitert. Und gerade dieses Scheitern hilft ihm, weiterzukommen: Das Nichtgelingen entwickelt sich zu etwas Positivem, und so kann die Geschichte auf einer versöhnlichen Note enden. Ist "Schlaflos" also gescheitert? Das sollen andere entscheiden. Wenn ja, ergeben sich aus diesem Scheitern vielleicht, wie im Film selbst, neue Perspektiven. Vielleicht ist er auch nur bislang gescheitert, und wird dafür noch lange Zeit weiterleben?

Biografie des/r Regisseurs/In:
Christian Genzel wurde am 28. Februar 1978 in Kassel geboren. Bald verschlug es ihn in den Münchner Raum und dann weiter südlich nach Salzburg, wo er Anglistik und Amerikanistik studierte. Schon vor seinem Abschluß 2004 begann Christian eigene Kurzfilme zu drehen und in verschiedenen Positionen bei anderen Filmen mitzuwirken. Neben seiner Arbeit hinter der Kamera ist Christian als freischaffender Autor tätig. Er spielte außerdem von 2000 bis 2005 Theater in der English Drama Group Salzburg.

Rezension:
Abschied per Video. So macht man das heute. Danach folgt die Lonely-Cowboy-Story mit der ganzen amerikanischen Sentimentalsoße. Und man muss halt englisch singen, damit es ja keiner versteht, am wenigsten die Angebettete. Aber dann, wenn sich das Gefühl ins Herz bahn bricht, dass kommt das wahre Leid, in eigener Sprache. Der Blues hat mehr mit Salzburg gemein als man glaubt. Hier pulst die Schwermut, die Sehnsucht aber auch die Erlösung.

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