Die Spinnen, 2.Teil – Das Brillantenschiff

Fr 05.10.07 18.30 Uhr (Piano live)

D 1919, R: Fritz Lang, D: Carl de Vogt, Ressel Orla, Georg John, Thea Zander, 35 mm. 20B/s, L: 100 Min.

Der Bankraub ist Langs erste wirklich meisterliche Einstellung. Er filmt von oben ein Geschoß, das in zahlreiche Bürowaben unterteilt ist. Darüber öffnet sich ein freier Raum bis unter die Decke, der allein dem Blick vorbehalten ist. Ein Nachtwächter versieht seinen Dienst, die Einbrecher bewegen sich in diesem Labyrinth so, dass er sie nie zu Gesicht bekommt.

Tom Gunning hat in seinem Buch über die Allegories of Vision and Modernity bei Lang gezeigt, dass Lang für diese Szene vermutlich ein Vorbild in einem Film von Maurice Tourneur hatte (Alias Jimmy Valentine, 1915), dass er die Überblicksperspektive aber entscheidend reduziert hat: Es ist jetzt nicht mehr die souveräne Überwachung eines verbrecherischen Geschehens zu sehen, sondern der unverwandte Blick auf ein verstohlenes Hin und Her, dessen Sinn sich erst mit der Zeit erschließt.

Für Gunning ist der zweite Teil des "Spinnen"-Films ein entscheidender Fortschritt des Regisseurs Lang: Hier geht es nicht mehr allein um ein Abenteuer in exotischer Umgebung, dessen Protagonisten aus einem im Grunde sportlichen Prinzip vorgehen, hier geht es bereits um die Fundamente der modernen Gesellschaft. Es gibt erste Elemente dessen, was sich später zu der Vision von "Metropolis" entwickeln sollte: Die Vorstellung einer Unterwelt, nicht wie im ersten Teil unterhalb eines fernen Reichs, sondern unter der modernen Stadt selbst.

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